Kommunale Wärmeplanung Bremen - Ernsthaft?

Die Kommunale Wärmeplanung Bremens. Kritische Würdigung eines problematische Verfahrens. Ein Kommentar von Rolf Walczak
Schriftzug ErdwärmeDich im Schnee
Schriftzug ErdwärmeDich im Schnee. Foto: ErdwärmeDich: Jens Radke

Interessierte Bürgerinnen, Bürger oder Gruppen sollten nach dem Willen von Politik und Verwaltung bis zum 23.11.2025 eine Stellungnahme zur vier Wochen vorher vorgelegten Kommunalen Wärmeplanung schriftlich einreichen. Allein in diesem ersten Satz sind schon so viele Ungereimtheiten versammelt, dass mir die Zornesröte ins Gesicht steigt:

  1. Die Kommune hat den Auftrag zur Formulierung der Kommunalen Wärmeplanung an eine von der Universität Kassel zusammen mit einem Ex-Vorstand der dortigen Stadtwerke und Verkehrsbetriebe ausgegründeten privaten Firma namens Qoncept gegen ein erhebliches Honorar vergeben. In meinem Verständnis ist eine unabdingbare Voraussetzung für jeglichen Plan-Entwurf eine gründliche Bestandsaufnahme der aktuell bestehenden Heizungsarten. Diese statistischen Daten hat die Gemeinde selbst und auch teilweise der hiesige Monopol-Versorger swb. Als nächster Schritt sollte eine Einordnung und Bewertung der aktuell vorhandenen und der zukünftig möglichen Wärmeträger erfolgen. Erst danach lassen sich Prognosen und Empfehlungen mit hinreichender Sicherheit formulieren, mit welchen Wärmeträgern möglichst klimaneutral, nachhaltig und bezahlbar für alle die unterschiedlichen Bezirke in der Stadt zukünftig beheizt werden können.
  2. Wenn das Ergebnis der mehr oder weniger im Copy-and-Past-Verfahren gefertigten Kommunalen Wärmeplanung am Ende auf knapp 250 Seiten als Fazit angibt, dass vielleicht bis 2045 bis zu 30% der Bremer Häuser (wohlgemerkt: nicht Haushalte) mit Fernwärme geheizt werden könnten, bleibt natürlich die zentrale Frage unbeantwortet, wie denn die restlichen 70% der Häuser beheizt werden können.
  3. Auf knapp zwei Seiten wird immerhin erwähnt, dass es auch kalte Netze mit Erdbohrungen von 300 m Tiefe und Ringleitungen geben könnte – ergänzt mit passgenauen Sole-Wärmepumpen in den angeschlossenen Häusern.
  4. Blumig werden einige Gebiete der Stadt ausgewiesen, die als mögliche Luft-Wärmepumpen-Gebiete in Frage kommen könnten.
  5. Für bürgerliche und wirklich demokratische Teilhabe und Stellungnahme sehe ich nach der Lektüre von fast 250 Seiten „Fach-Literatur für Ingenieure“ keine realistische Möglichkeit. Kein durchschnittlicher Bürger liest dieses Machwerk vollständig und kann sich deshalb auch nicht seriös eine Meinung bilden oder gar eine qualifizierte Stellungnahme abgeben.
  6. Ein solch undemokratisches und die Bürger letztlich verhöhnendes Vorgehen fördert leider wieder einmal die in Sonntagsreden so bitter beklagte Politik- und Wahlverdrossenheit.
  7. Die Bürgerinnen und Bürger mit- und ernst zu nehmen sähe für mich etwa so aus:
  • umfassende und wertungsfreie Information der Bürgerinnen und Bürger
  • nach angemessener Bedenkzeit Abfrage der von den Bürgerinnen und Bürgern bevorzugten Alternative
  • definitive politische Entscheidung unter Berücksichtigung der Bürger:innenvoten und darauffolgende Anweisung an die Verwaltung, diese Umsetzung helfend zu begleiten
  • genossenschaftliche, nicht gewinnorientierte Netz-Anbieter mit kalter Nahwärme als ernstzunehmende Versorger anzuerkennen und entsprechend zu unterstützen.

Bremen, den 22. November 2025                                Rolf Walczak

 

 

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